Taoistische Sexuallehre oder "Sexuelles Kung-Fu"

Der von Lao-Tse begründete Taoismus war neben Buddhismus und Konfuzianismus jahrhundertelang eine der drei wichtigsten Religionen Chinas. Die Taoistischen Meister und Meisterinnen waren davon überzeugt, dass alles Leben auf der universellen Lebensenergie - dem Chi - basiert.

Die Hauptquelle des Chi stellte für sie die Sexualenergie dar, der eine schöpferische, also göttliche Kraft innewohnt, die neues Leben erschaffen kann. Sie stellten deshalb die Sexualität in den Dienst der allgemeinen Gesundheit des Körpers und entwickelten die taoistische Sexuallehre.

Worum es den Taoisten ging, war der bewusste Umgang mit Lebensenergie, ihre Steigerung und ihre Heilwirkung. Jeder Liebesakt ist ein Austausch von Energien, jede sexuelle Handlung lässt den Energiepegel ansteigen - oder eben sinken, wie bei einer Ejakulation.

Das sexuelle Kung-Fu, wie die Übungen und Methoden der taoistischen Sexuallehre auch genannt werden (Kung-Fu bedeutet wörtlich "Übung"), zielt darauf ab, die sexuelle Energie im Körper zu halten, sie zu steigern und sie dann für kreative geistige und körperliche Zwecke zu verwenden. Die Lehre des Tao ermuntert sogar dazu, die sexuelle Energie jeden Tag zu spüren, denn bei Erregung produziert der Körper Sexualhormone, die als die Quelle der Jugend und Verjüngung angesehenen werden.

Eine der bekanntesten Praktiken der taoistischen Sexuallehre sind die Übungen, die Männer dazu befähigen, Orgasmen zu erleben ohne dabei zu ejakulieren (multiple Orgasmen). Anstelle eines mit der Ejakulation einhergehenden Energieverlustes, wird die sexuelle Energie dabei in mehr Lebenskraft umgewandelt. Sie lernten aber auch dieses Mehr an Energie in geistige Energie zu transformieren, in ein Mehr an schöpferischer Kraft.

Kurz vor dem Orgasmus befindet sich der Körper auf einem sehr hohen Energielevel. Dieser hohe energetische Zustand wird genutzt, um höhere, nämlich spirituelle Dimensionen zu erreichen.

Taoismus und die Kunst der Ejakulationskontrolle

Die meisten Männer (und auch die Mehrzahl der Frauen) im Westen gehen davon aus, dass der Samenerguss unvermeidlich den Höhepunkt der männlichen Erregung darstellt, der Geschlechtsverkehr also natürlicherweise in einem Orgasmus mit Ejakulation mündet. Das bedeutet in der Regel auch, dass das Liebesspiel mit dem Samenerguss des Mannes endet. Orgasmus und Ejakulation scheinen beim Mann also immer zusammen zu gehören.

Die Taoisten in China entdeckten jedoch schon vor über zweitausend Jahren, dass dies keine unumstößlichen Tatsachen sind. Sie beschäftigten sich intensiv mit der sexuellen Energie und fanden heraus, dass Orgasmus und Ejakulation nicht dasselbe sondern zwei voneinander unabhängige Prozesse sind - dass Männer sogar multiple Orgasmen haben können, ohne zu ejakulieren. In unserem Artikel "Taoismus und die Kunst der Ejakulationskontrolle" stellen wir Übungen dazu vor.

Die Lehren und Bücher von Mantak Chia

Die taoistische Sexuallehre wurde im Westen vor allem durch die Bücher und Seminare von Mantak Chia bekannt gemacht. Er wurde 1944 in Thailand als Sohn chinesischer Eltern geboren und wurde bereits im Alter von 6 Jahren von buddhistischen Mönchen in Meditation unterrichtet. Seine offizielle Ausbildung erhielt er in Hongkong, wo er von verschiedenen Meistern in Tai Chi Chuan, Kundalini Yoga und Aikido eingeführt wurde. Er ist der Begründer des Universal Healing Tao© System, mit dem geheimes altes taoistisches Wissen erstmals dem Westen zugänglich gemacht wurde.

Seine Bücher sind weltweite Bestseller, wie z.B. "Öfter, länger, besser: Sextipps für jeden Mann", "Tao Yoga der Liebe: Der Weg zur unvergänglichen Liebeskraft" oder "Die multi-orgasmische Beziehung: Taoistische Geheimnisse erfüllter Sexualität und Intimität".